Blick geradeaus (2)

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Mit Magdalena Neuner, Martina Beck, Miri Neureuther, ehemals Gössner, Laura Dahlmeier hast Du Heldinnen geformt. Der Nachwuchs ist mit Hanna Kebinger als Vize-Weltmeisterin und Selina Grotian als Europameisterin in der Verfolgung bereits sehr erfolgreich. Wie kamst Du selbst zum Biathlon?

Eigentlich wäre Eishockey meine große Leidenschaft gewesen (lacht). Es ist eine fantastische Mannschaftssportart, keine Frage. Jedenfalls bin ich seit vielen Jahren ein großer Fan. Biathlon ist eine wunderbare, tolle und spannende Einzelsportart, zu der ich schon als Kind nach dem Alpinski zu meinen ersten Langlaufrennen kam. Schließlich lag auch mein Elternhaus nur zweieinhalb Meter von der Nachtloipe entfernt. Mit 12 kam die Faszination für das Schießen dazu, weswegen ich dann zum Biathlon wechselte. 13 Jahre später, im August 2002, bekam ich schließlich die Möglichkeit, beim Zoll Ski Team Hauptamtlicher Trainer mit Verantwortung für den Trainingsstützpunkt Mittenwald zu werden.

Gibt es besondere Tage als Trainer?

Es ist nach wie vor für mich sehr faszinierend, mit den jungen, motivierten Sportlern zu arbeiten. Jeder Tag ist für mich schön und besonders. Ich trainiere die Sportler ab dem 15. Lebensjahr in der Stützpunktgruppe, wo sie dann mit Kleinkalibern schießen dürfen. Mit den Profisportlern arbeite ich ab 18. Die Weichen für die Zukunft werden in aller Regel nach der Schule gestellt. Dann entscheidet sich, ob die Leistungen ausreichen, um beispielsweise einen Platz beim Zoll Ski Team und damit im Nationalkader zu bekommen.

Biathlon als Beruf… Lässt sich das realistisch absichern?

Als Profi zu arbeiten ist für viele Sportler ein begehrtes Ziel. Neben dem typischen großen Traum eines Olympiasieges spielen allerdings Ausbildung, Studium und Beruf mittlerweile eine immer größere Rolle. Inwieweit jemand von seinem Sport leben kann, hängt natürlich von den individuellen Faktoren ab. Die Absicherung durch die Festanstellung bei den Behörden wie Landes- und Bundespolizei, Bundeswehr bzw. dem Deutschen Zoll beim Biathlon spielt natürlich eine wichtige, große Rolle. Die Ausbildung lässt sich während oder nach der sportlichen Laufbahn absolvieren. Wer es schafft, als Athlet mit den entsprechenden Leistungen einen Behördenplatz zu bekommen, verfügt mit dem Gehalt und den relevanten Versicherungen schon über eine große berufliche Sicherheit. Auch wenn die Leistungen eines Tages nicht mehr passen, so bleibt Ex-Sportlern immer noch die Beamtenlaufbahn. Aber auch darüber hinaus haben ehemalige Profisportler mit Motivation und Leistungsorientierung in den ‚Genen‘ auf dem freien Markt meist sehr gute Chancen. Ich habe da in allen Jahren meiner Tätigkeit nur positive Karriere-Rückmeldungen bekommen.

Blick nach vorn: Wie schaut es in 20 Jahren aus, wie siehst Du die Zukunft des Biathlon?

Das Interesse am Sport wird ganz sicher groß bleiben. Zudem ist Sport immer eine gute Schule fürs Leben, sowohl beruflich wie auch menschlich. Natürlich haben auch wir mit Herausforderungen zu kämpfen. Wer weiß schon so genau, wie sich beispielsweise der Klimawandel auf die Durchführung der klassischen Wintersportarten auswirken wird. Denkbar wäre beispielsweise auch, dass sich Biathlon auf Skirollern zur Sommersportart wandeln wird. Darüber hinaus könnte das Bleiverbot die Benutzung von Bleigeschossen beeinträchtigen. Trotz allem bin ich mir sehr sicher, dass es in 20 Jahren noch Biathlon geben wird.

Worauf bist Du stolz?

Neben meiner Familie und meiner geliebten Heimat bin ich froh und stolz, als Heimtrainer für meinen Stützpunkt in Mittenwald alles gewonnen zu haben, was sich im Biathlon gewinnen ließ. Es gibt vom Junioren- bis zum Senioren-Bereich keinen Titel, der mir als Trainer verwehrt wurde. Wir hatten in meiner Gruppe Junioren-Weltmeister*innen, Europameister*innen und Junioren-Weltmeister*innen sowie Weltmeister*innen sowie zahlreiche Gesamtweltcup- und Olympiasiege. Natürlich habe ich weiterhin meine Ziele: Der feste Plan ist, jedes Jahr mindestens eine Medaille auf dem Niveau Europameisterschaften und darüber hinaus zu gewinnen. Unter den genannten, nicht immer einfachen Bedingungen unseres Stützpunktes möchte ich darüber hinaus weiterhin ein gutes und offenes Verhältnis zu meinen Sportler*innen haben. Nämlich nicht einfach nur der Trainer zu sein, sondern der ‚Börni‘.

Was sind Börnis Wünsche für die Zukunft?

Der Plan ist natürlich, ganz klar, mit dem Sport weiter erfolgreich zu sein und natürlich für die Familie da zu sein. Sicher gab es viele interessante und auch sehr lukrative Anfragen aus dem Ausland. Meine Tätigkeit bei der Zollverwaltung aufzugeben, war für mich jedoch nie ein Thema. Wenn alles so bleibt, wie es jetzt ist, dann bin ich glücklich und zufrieden. Ich sehne mich nicht nach einem Lottogewinn, wir haben alles was wir brauchen. Wir sind gesund, uns geht es gut, wir leben im Frieden und wir können in den Urlaub fahren. Wenn ich ein wenig spare, dann kaufe ich mir das, was ich möchte. Mehr braucht es nicht, mehr wünsche ich mir nicht.

(Weiterlesen >Blick geradeaus (1)

Deutschlands Biathlon Elite in jungen Jahren: Doppel-Olympiasiegerin Laura Dahlmeier, Rekordweltmeisterin Magdalena Neuner, Weltcupsiegerin Miriam Neureuther, Weltcup-Gesamtsiegerin Martina Glagow und Anna Neuner (v.l.)

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