Heirate mich!

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Flirt und Datingplattformen boomen. Warum lernen sich Menschen nicht mehr im realen Alltag kennen?

Die Möglichkeiten im Bereich Online-Dating haben sich in den vergangenen 20 Jahren bis heute deutlich erweitert, die digitale Partnersuche auf einfache, komfortable Weise ist mittlerweile selbstverständlich geworden. Zudem wollen die meisten Menschen, die sich eine glückliche Beziehung wünschen, nicht mehr auf den Zufall warten und passiv bleiben, bis sich im Alltag oder in der Freizeit eine Begegnung ereignet. Gerade für Singles ab 40 ist es selten eine attraktive Option, häufig auszugehen oder neue Hobbies zu bemühen, um dort auf eine neue Liebe zu treffen. Den meisten fehlt dafür schlicht die Zeit, besonders Singles mit Kindern.

Die Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau ist für die meisten Menschen ein elementarer und wichtiger Punkt. Gleichzeitig zeigt sich etwa in schwierigen Lebensphasen und Veränderungsprozessen die große Bedeutung gegenseitiger Unterstützung. Was sind Ihre Erfahrungen?

Wie Paare mit Krisen und Stress umgehen und diese gemeinsam bewältigen, sagt viel über die Beziehungsqualität aus. Sind wir durch Lebensumstände gefordert und kommen an unsere Grenzen, ist die Unterstützung durch emotionale Zuwendung und konkrete Hilfe besonders bedeutsam. Zudem stärkt sie die Basis einer Partnerschaft.

Was sind die größten Wünsche und Bedürfnisse an die Partnerschaft in den unterschiedlichen Altersgruppen. Was beobachten Sie?

Wir haben 2022 im Rahmen der bevölkerungsrepräsentativen ElitePartner-Studie https://www.elitepartner.de/studien/beziehungsbeduerfnisse-2022/ über 6.000 Menschen gefragt, was ihnen in einer Beziehung am wichtigsten ist. Die Ergebnisse zeigen, dass die Bedürfnisse in Partnerschaften keinem Trend unterliegen, sondern Ursehnsüchte des Menschen in der Liebe widerspiegeln. In einer Beziehung geht es vor allem darum, emotionale Stabilität und Vertrauen zu finden sowie gleichzeitig Autonomie und Wachstum auszubalancieren. Deshalb wünschen sich die allermeisten Treue, Harmonie, offene Gespräche, Freiraum, gemeinsame Entwicklung und eine lebenslange Partnerschaft.

Wie wichtig ist das Thema Finanzen?

Gemeinsam finanzielle Sicherheit zu erlangen ist für 70 Prozent das wichtigste Ziel in einer Partnerschaft. Frauen sind interessanterweise über nahezu alle Antwortmöglichkeiten hinweg anspruchsvoller. Mit dem Älterwerden verändern sich die Beziehungsbedürfnisse und werden für die meisten im Laufe des Lebens wichtiger. Zu den wenigen Ausnahmen gehört das Thema Kinder. Frauen finden Nachwuchs im Alter von 18 bis 29 am wichtigsten. Bei Männern ist der Wunsch dagegen erst etwas später, in den 30ern, am stärksten ausgeprägt.

Männer und Frauen sind in der modernen Arbeitswelt weitgehend unabhängig voneinander. Familiengründung passiert zunehmend parallel zur Karriere und auch im Rollentausch. Hat die Ehe als „Versorgungseinrichtung“ ausgedient?

Familiengründung hat heutzutage immer noch unterschiedliche Auswirkungen auf die persönliche Berufsplanung von Frauen und Männern. Nicht nur der Gender-Pay-Gap, also das geschlechtsspezifische Lohngefälle, sondern auch die größeren beruflichen Nachteile für Frauen nach einer Kinderpause schaffen häufig finanzielle Schräglagen und Abhängigkeiten in Beziehungen. Frauen wollen heute unabhängiger leben, auch finanziell. Auch wenn sich für die Ehe heute bewusster und aus vielfältigeren Gründen entschieden wird, schafft sie bei einem guten Ehevertrag auch eine gewisse Absicherung. Unsere Daten zeigen jedenfalls, dass die Ehe nicht ‚out‘ ist: Für 23 % der 18- bis 29-Jährigen ist die Ehe das Ziel einer Beziehung, das ist deutlich mehr Zustimmung als in den vorigen Generationen.

Die Ansprüche an Freundschaft, Liebe, Romantik, Sex, Individualität und persönlicher Erfüllung in der modernen Ehe sind hoch. Wie sehen Sie Zufriedenheit, Glück und Lebensfreude zwischen Mann und Frau im Vergleich zum traditionellen, bürgerlichen Modell des Zusammenlebens?

Heute werden Bedürfnisse in Beziehungen viel mehr verhandelt und sind deutlich weniger durch Geschlechterrollen determiniert. Beziehungsmodelle und Lebensentwürfe sind vielfältiger geworden und gleichzeitig ist der Anspruch an eine erfüllende emotionale Bindung gestiegen. Daher wollen Menschen in Partnerschaften deutlich mehr Freiheitsgrade leben und lehnen starre Lebensentwürfe ab.

Die Kommunikation in der Partnerschaft ist eine häufige ‚Sollbruchstelle‘. Haben Sie ein Erfolgsrezept bzw. was raten Sie ungleichen Partnern?

Der Erfolg guter Kommunikation liegt vor allem darin, sie als wichtig zu erachten und ihr genug Raum zu geben. Oft erlebe ich in meiner Praxis als Paarberaterin, dass Paare überwiegend als Team über das Alltägliche sprechen und aufgehört haben, sich für den anderen, seine Gefühle und seine Befindlichkeiten zu interessieren. Ein tiefgehendes Gespräch schafft emotionale Intimität – besonders, wenn es offen und mit Zeit geführt wird.

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