Zukunft rocken

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Die Höhe der gesetzlichen Altersvorsorge ist für die meisten eine große ‚Unbekannte‘. Zudem sind vom voraussichtlich zu erzielenden Betrag der Deutschen Rente noch die Beiträge zur gesetzlichen Kranken- und Pflegeversicherung abzuziehen.

In vielen Fällen lassen sich durch freiwillige Extrabeträge die späteren Rentenbezüge aufbessern. Dies ist besonders für Selbstständige und Freiberufler empfehlenswert, die wenig oder gar nicht in die gesetzliche Kasse gezahlt haben. Gerade in Zeiten niedriger oder sogar negativer Zinsen können Sonderzahlungen für die eigene Vorsorge lukrativer sein als ein Sparvertrag oder eine private Rentenpolice.

Stiftung Warentest rät

Mehr als in den Jahren zuvor rechnen sich Investitionen im Jahr 2022: Laut der Stiftung Warentest kostet ein Rentenpunkt in diesem Jahr rund 7235 Euro, im vergangenen Jahr waren es noch rund 7727 Euro – 492 Euro mehr. Rentenpunkte sind die Recheneinheit, die für die späteren Rentenzahlungen maßgeblich sind. Ein Punkt entspricht derzeit gut 34 Euro monatlicher Rente. Ohne Berücksichtigung von Zinsen und Steuervorteilen zahle sich das nach 17 Jahren und 8 Monaten Rentenbezug aus. 2021 würden sich Zahlungen nach 18 Jahren und 9 Monaten rechnen.

So rechnet sich die Rente

Der Finanzmathematiker und Rentenexperte Werner Siepe hat in einem Beitrag des Verbraucherportals IhreVorsorge.de, dem Informationsportal zu Altersvorsorge, Reha und Rente, nachgerechnet. Das Ergebnis: Bei den etwa 18 Millionen Rentnern ist die Gewinnschwelle je nach Beitragsdauer und Geburtsjahr nach etwa 12 bis 14 Jahren erreicht. Künftige Rentner, das gilt vor allem für die junge Generation, werden vermutlich deutlich länger Rente beziehen müssen, bis die Zahlungen zum lohnenden Geschäft werden.

Den Standardrentner oder die Standardrentnerin gibt es nicht. Sie oder er wird aber regelmäßig als Rechengröße benutzt. Das Exempel: Generell sind alle im Berufsleben gezahlten Rentenbeiträge zusammenzuzählen. Das ergibt die Beitragssumme. Diese Summe ist zu vergleichen mit allen bereits gezahlten monatlichen Bruttorenten und den in Zukunft zu erwartenden Monatsrenten. Beim 1946 geborenen ‚Standardrentner‘ beläuft sich die Beitragssumme auf immerhin 166.094 Euro. Die erste monatliche Rente 2011 betrug 1224 Euro, vor Abzügen für die Kranken- und Pflegekasse. Alle danach folgenden Rentensteigerungen von durchschnittlich 2,1 Prozent pro Jahr sind berücksichtigt. So beträgt seine Standardrente derzeit bereits 1538 Euro brutto. Mit dem Erreichen der Gewinnschwelle im Mai 2022 belaufen sich die ausgezahlten Renten auf 166.420 Euro, also schon etwas mehr als alle eingezahlten Beiträge.

Gewinnschwelle erreicht?

„Die Gewinnschwelle zu erreichen, sollte Altersrentnern eigentlich nicht genügen“, sagt Experte Siepe gegenüber dem Verbraucherportal. Dann hätten sie zwar ihre Beiträge herausbekommen, aber noch keinen Überschuss erzielt. „Ihre Rentenrendite läge bei null, ohne dass die Inflation berücksichtigt wurde. Sie würden also mit heutiger Kaufkraft einen Verlust erleiden.“ Rentner haben jedoch ab Rentenbeginn laut den Sterbetafeln des Statistischen Bundesamtes noch eine beträchtliche Lebenserwartung, die deutlich über die Jahre bis zum Erreichen der Gewinnschwelle hinausgeht. Ergo: Die gesetzliche Rente sei nun einmal keine Geldanlage, sondern die Wette auf ein langes Leben. „Wer sehr lange und sogar über das laut Statistik erreichbare Alter hinaus lebt, gewinnt die Wette“, schreibt Siepe in seiner Untersuchung. „Wer jedoch vor Erreichen der Gewinnschwelle stirbt, verliert sie, so makaber dies auch klingen mag.“

Lukrative Bezüge

Der Autor der Studie hat mehr als ein Dutzend Rentenbescheide ausgewertet von Rentnern, die in den Jahren 1942 bis 1954 geboren wurden und zwischen 2007 und 2020 in den Ruhestand gegangen sind. Alle waren Gutverdiener mit mindestens 35 Beitragsjahren und einer Erwerbsbiographie ohne Unterbrechungen, darunter sowohl Akademiker als auch Nicht-Akademiker, gesetzliche Versicherte wie auch einige wenige privat krankenversicherte Rentner. Die Gewinnschwelle war bei diesen Originalfällen frühestens nach gut 12 Jahren und spätestens nach gut 15 Jahren erreicht, also mindestens ein Jahr länger als beim gewählten Standardrentner mit 45 Beitragsjahren.

Hilfreich ist vor allem die Renteninformation, welche die Deutsche Rentenversicherung Versicherten mit mindestens 27 Jahren und wenigstens fünf Beitragsjahren einmal im Jahr zusendet. Darin stehen die Summe aller bisher gezahlten Beiträge sowie ein Hinweis auf die sogenannten Rentenanwartschaften, also die monatliche Rente, die Versicherte mit ihren Beiträgen bislang erwirtschaftet haben. (Beitrag: IhreVorsorge.de)

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