Blick nach vorn

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Als Zahnarzt kennen Sie Vorsorge zur Genüge. Was ist für Sie die perfekte finanzielle Vorsorge im Leben?

Mein Vater sagte gern, „Erstens kommt es anders und zweitens als man denkt“. Ich glaube, der Spruch trifft es ganz gut. Allerdings braucht es natürlich schon einen vernünftigen Plan im Leben, wie man geordnete Bahnen legen will. Dieser Plan sollte alle Lebensbereiche umfassen und alle wichtigen Gedanken über die Zukunft enthalten. Mich selbst würde ich schon als einen Menschen bezeichnen, der es ungern auf den Zufall ankommen lässt und eine gewisse Sicherheit braucht. So gesehen glaube ich, im Hinblick auf die Zukunft gut aufgestellt zu sein.

Lässt sich Sicherheit in die Wiege legen?

Zahnarzt zu werden war für mich eine freie Entscheidung, obwohl die familiäre ‚Vorbelastung‘ natürlich schon den Gedanken ins Spiel brachte. Mein Vater, ebenfalls niedergelassener Zahnarzt, hatte mir die Entscheidung komplett allein überlassen, seinen Beruf zu ergreifen und damit in seine ‚Fußstapfen‘ zu treten. Ich habe es bis heute niemals bereut. Wenn ich festgestellt hätte, dass der Beruf mir nicht taugt, hätte ich es garantiert abgebrochen.

Wie ist das mit den Privilegien?

Anfänglich hatte ich die Erwartungshaltung schon als Belastung empfunden: Die Patienten nach zum Teil mehreren Jahrzehnten zu übernehmen war keine leichte Aufgabe. Da hatte ich auch kritischen Blicken Stand zu halten. Auch die Verantwortung war nicht ohne, da ich meinen Praxisanteil nach meinem Studium und meinen ersten Berufsjahren allein finanziert und die Praxis später von Grund auf renoviert habe. So gesehen können aus einem Familien-Privileg durchaus auch schwierige Herausforderungen entstehen.

Wie wichtig ist Bildung als Zukunftsvorsorge?

Schule und Ausbildung sind im Leben natürlich elementar, erst recht in unserer Wohlstandsgesellschaft. So wie Deutschland sich in der Welt behauptet, so muss sich schließlich jeder Einzelne innerhalb der eigenen Konkurrenz behaupten. Erfolg braucht ein Fundament und Bildung ist sicherlich ein entscheidender Startvorteil.

Wie machen es der Mann und die Frau aus normalen, einfachen Verhältnissen?

Bildung kann eine Gesellschaft spalten, muss es aber nicht. Wer Bildung will, bekommt viele Angebote vom Staat. Das ist der große Vorteil in diesem Land. Natürlich ist es einfacher, wenn Bildung im Elternhaus als Selbstverständlichkeit vorgelebt wird. Manchmal wird Bildung aber auch ungerecht verteilt.

Was sollte der Staat ändern?

Unseren Wohlstand werden wir in Zukunft nur dann halten können, wenn die Masse der Menschen gut ausgebildet ist. Damit meine ich alle Schichten, nicht nur die Bildungsbürger. In der Breite muss der Staat anders gewichten. Es kann auf Dauer nicht sein, dass eigentlich nur Gymnasien und Universitäten gesellschaftlich anerkannt und gefördert werden – während vermeintlich einfache Berufe wie beispielsweise Handwerksberufe aussterben. Wenn künftig hier nicht gefördert wird, werden wir bald eine Riesenlücke bei elementar wichtigen Berufen haben, die vom Stellenwert her jahrzehntelang untergebuttert wurden. Imagearbeit wie auch Finanzspritzen werden dringend benötigt, um etwa Bildungseinrichtungen auf einen modernen Stand zu bringen.

Auch das Leben ist eine harte Schule. Sie haben vor rund zehn Jahren Ihre Frau und die Mutter ihrer zwei Kinder verloren. Wie hat sich der Verlust auf Ihr Leben und das der Kinder ausgewirkt und wie haben Sie sich damals motiviert, die Familie zusammenzuhalten?

Als Familienvater plötzlich alleinerziehender Vater zu sein und mit allen privaten und schulischen Problemen ganz allein dazustehen war hart. Ehefrau und Mutter zu verlieren stellt das ganze Leben auf den Kopf und ergibt eine ganz andere Vorstellung von Verantwortung. Eine sehr schwere Prüfung war die dreijährige Krankheit meiner Frau, die eine harte Kämpferin war: Schlimm und fast noch härter als der Verlust waren unzählige Chemo-Therapien, Operationen und Bestrahlungen und gleichzeitig die feste Aussicht auf den Tod. Alles zusammen war für meine zu Beginn der Krankheit 12-jährige Tochter und meinen 13-jährigen Sohn wohl die absolut schwierigste Phase ihres Lebens und hat mich als Ehemann, Vater und Zahnarzt mit Verantwortung für meine Patienten an die Grenzen meiner eigenen Kraft gebracht. Der große Zusammenhalt in der Familie hat uns sehr geholfen.

Wie lassen sich schwere Zeiten, Krisen und Ängste überwinden?

Während ich mich nach dem Tod meines Vaters schließlich noch um meine Mutter kümmern musste, habe ich mich bemüht, meinen Kindern ein guter Vater zu sein, immer wieder den Blick nach vorn zu richten und meiner Verantwortung gerecht zu werden. Natürlich habe ich versucht, den Kindern den Verlust der Mutter zu kompensieren, was aber logischerweise nur sehr schwer möglich ist. Über die Jahre hat es uns als Familie eng zusammengeschweißt und wir verbringen so viel glückliche Zeit wie möglich zusammen. Rückblickend hat es uns alle auch stark gemacht. Gleichzeitig wurde uns allen sehr bewusst, wie wichtig Vorsorge für das Pflegealter und Verfügungen für schwere Krankheiten und Todesfälle sind.

Was empfehlen Sie Selbständigen und Unternehmern?

Selbständige, die im Gegensatz zu Arbeitnehmern, Ärzten und Anwälten nicht verpflichtend in die gesetzliche Rentenkasse bzw. die Versorgungskasse einzahlen, müssen natürlich eigenständig Vorsorge treffen. Die Frage ist: Wie stark denke ich an das Jetzt und wie sehr denke ich an die Zukunft? Diese Entscheidung sollte jeder Einzelne für sich frühzeitig treffen. Besonders Unternehmer, die primär in ihren Betrieb investieren, sollten den Blick in die private Zukunft nicht versäumen, soweit es ihnen möglich ist.

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