Die Liebe zählt (1)

Ein moderner Pferdehof als finanzielle Vorsorge für die eigene Zukunft? Junior-Chefin Verena Schwinghammer tritt in die Fußstapfen ihrer Eltern und wird den Familienbetrieb im oberbayerischen Ohlstadt dann leiten und übernehmen.

10 KW 21

Dass Verena Schwinghammer einmal den Hof der Eltern übernehmen wird, war irgendwie klar. Und auch wieder nicht.. „Ehrlich gesagt weiß ich es nicht mehr genau, ob, wann und wie das Thema auf den Tisch kam, denn eigentlich wäre mein Bruder Maximilian als Ältester an der Reihe gewesen“, erinnert sich die vor etwa drei Jahren ausgelernte Pferdewirtin mit Fachrichtung Klassische Reitausbildung. Doch es kam anders. Nach einigen Kinderjahren im Sattel begeisterte sich der 25-jährige angehende Orthopädieschuhmachermeister schließlich mehr und mehr für die Fußballsparte des SV Ohlstadt, für die er seit vielen Jahren erfolgreich in der Kreisliga spielt.

Den modernen Pferdehof hatten Gertraud und Martin Schwinghammer von Grund auf aus- und umgebaut: Das Ehepaar siedelte nach vier Generationen mit dem eigenen Milchbetrieb vom Hof im Ohlstädter Dorfzentrum in das 700 Meter entfernte Anwesen in Richtung Weichs. Knapp zwei Jahre später sattelte das Ehepaar vollständig auf Pferdehaltung um. Im Herbst 1999 startete die Familie ganz offiziell ihren Pferdebetrieb an der Weichser Straße. Der ehemalige Kuhstall wurde in 16 Einzelboxen und fünf große Laufställe mit Außenpaddock umfunktioniert und auf mittlerweile 20 eigene Tiere und rund 60 Pensions-Pferde ausgedehnt. Damals war Tochter Verena ein Jahr alt.

Die Begeisterung für Pferde begann bei der heute 22-Jährigen früh: Schon mit knapp fünf Jahren saß die junge Amazone im Sattel ihrer Ponys Lucky und Miss Molly, später auf Cheyenne und ‚Muggl‘ – bald feierte das Team erste Turniererfolge. Ein besonderer Sieg war der Nachwuchspokal mit dem 1. Platz auf den Oberbayerischen Meisterschaften in München Riem 2012 sowie zahlreiche erfolgreiche Dressur- und Springturniere.

„Es war eine schwierige und gleichzeitig tolle, lehrreiche Zeit“

Mit 16 Jahren war es dann regulär vorbei mit der Ponyklasse, es folgten die Bayerischen Meisterschaften sowie Turniere der Klasse L und M**. Verena kümmerte sich um ihre ‚Senioren‘, ritt mit Jumper, ihrem Holsteiner-Wallach Corcovado, ihrer Stute Aluna sowie eigenen Jungpferden  – und kämpfte sich durch viele Verletzungsphasen.

Über die Jahre formte sich das Ziel ihrer reiterlichen Zukunft, also packte Verena ihren Corcovado in den Hänger und begann 2015 ihre Ausbildung zur Pferdewirtin in Köln: „Es war eine schwierige und gleichzeitig tolle, lehrreiche Zeit, wenn auch weit weg vom Hof und den Pferden daheim. Doch mit Entbehrungen habe ich zusammen mit meinen Pferden leben gelernt. Schließlich hatten wir es nicht einfach in der Vergangenheit. Immer wieder gab es schwere Zeiten und auch Pausen aufgrund von Krankheiten und Verletzungen, die uns sicherlich von manchen Erfolgen abgehalten hatten. Trotzdem haben wir uns durchgebissen und im Ergebnis haben uns die Schwierigkeiten lernen und weiter wachsen lassen, die eigenen Pferde auszubilden und nicht als siegreiches ‚Material von der Stange‘ zu kaufen.“

In die Verantwortung für über 80 Pferde, drei feste Stallarbeiter und insgesamt 50 Hektar Grünland wird die Familien-Angestellte ganz langsam hineinwachsen, denn das Leben mit Pferden ist kein romantischer ‚Ponyhof‘ und der Alltag in der Landwirtschaft für eine junge Frau nicht gerade leicht. Beispielsweise dann, wenn Freunde und Bekannte ihrer geregelten Arbeit und ihren Hobbys nachgehen oder aber spontan ins Wochenende oder in den Urlaub fahren.

(Weiterlesen >Die Liebe zählt 2)

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