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Mit Anfang 40 hat der heute 81-Jährige sein erstes Studio mit 170 Quadratmetern an der Jahnstraße in Murnau übernommen. Eigentlich wollte Willy Frankl nur Fitness machen, doch dann verabschiedete sich die Trainerin. Und so kam der gelernte Hotelkaufmann zum eigenen Betrieb. Bald schon wurden die Räumlichkeiten zu klein und der Sportunternehmer entdeckte die leerstehende Fabrik im Gewerbegebiet Am Schlageis. Die Räume ließen sich nach und nach erweitern und so konnte das Studio mit zunehmender Beliebtheit stetig weiter wachsen.
Immer mehr Menschen, Jung und Alt, vernachlässigen die finanzielle Vorsorge für das Alter. War das früher anders?
Willy: Als junger Mensch möchte man nicht an das Alter denken. Diese Überlegungen kommen bei den meisten mit dem Reifeprozess erst viel später. Gleichzeitig steigt die Anzahl derer, die sich über die eigene Rente und den Kauf von Haus oder Wohnung Gedanken machen. Das ist schon erstaunlich.
Du hast vor über 40 Jahren ein Sportstudio gegründet. Ist es ein Familienbetrieb im Sinne der eigenen Vorsorge?
Willy: Das ist auf jeden Fall ein Vorsorgethema. Wenn es mich nicht mehr geben sollte, dann ist der Manuel mit seiner Familie an der Reihe.
Durststrecken gehören auch dazu. Wie meistern mutige Unternehmer schwierige Zeiten z.B. die Coronaphase?
Willy: Die Startphase ist immer eine Durststrecke. Mir war von Beginn an klar, dass kleine Studios eigentlich nicht erfolgreich wirtschaften können. Die Menschen wollten schon damals das komplette Sport- und Wellness-Angebot bis hin zu Kursen, modernen Geräten und komfortablen Umkleideräumen. 500 Quadratmeter reichen da nicht aus. Also habe ich früh begonnen, Platz und Angebote immer mehr zu erweitern. Das war im Nachhinein die richtige Entscheidung, sonst würden wir heute nicht so dastehen. In der Corona-Pandemie hatten wir uns sofort dafür entschlossen, die Beiträge zu stoppen und zum Überbrücken Ersparnisse aufzulösen. Das haben uns die Mitglieder mit Treue gedankt. Das Studio war mit Unterbrechung zehn Monate geschlossen.
Manuel: Wirtschaftlich sinnvoll ist es natürlich, Rücklagen zu investieren. Den Betrieb über einen längeren Zeitraum komplett zu schließen, das kalkulieren natürlich die wenigsten ein. Rückblickend hatten wir auch viel Glück mit diesem Gebäude, so wie es jetzt dasteht. Die Lage ist top und die Erweiterungsmöglichkeiten waren von Beginn an gegeben.
Wie kümmert Ihr Euch um mögliche Risiken?
Manuel: Vorsorgliches Handeln braucht es einen finanziellen Puffer, auch wenn das allein nicht genügt. Ein verlässlicher Zusammenhalt in der Familie und gute Mitarbeiter sind Gold wert. Das besondere Klima spüren auch unsere Mitglieder, die uns zum Teil über sehr viele Jahre treu geblieben sind. Unser ältestes Mitglied ist mittlerweile 98 Jahre alt.
Was macht der Club anders als andere?
Willy: Was wir immer wieder hören ist: Man sieht auf den ersten Blick, das Studio ist mit Freude und Herzblut aufgebaut. Wir kommen in Vergleichen in alle Himmelsrichtungen extrem gut weg, denn die persönliche Note ist im Gegensatz zur häufig anzutreffenden Anonymität einmalig.
Manuel: Bei uns kennt jeder jeden, wir sind wie eine große Familie mit sehr viel Aufgeschlossenheit füreinander. Wer seine Ruhe haben möchte, findet selbstverständlich genug Platz und Gelegenheit dafür.
Andere Senioren entspannen auf dem Sofa. Wieviel Leidenschaft gehört dazu, im ‚hohen‘ Alter noch jeden Tag mitten im eigenen Betrieb zu stehen?
Willy: Ehrlich gesagt wüsste ich nicht, was ich sonst machen würde. Der Betrieb zusammen mit meiner Familie, das ist mein Herzblut. Mich freut es bis heute, wenn es mit dem Studio aufwärts geht und dass es gut läuft und meine Familie davon profitieren wird. Ich mag es jeden Tag aufs Neue zur Arbeit zu kommen, an der Theke zu stehen oder im Garten zu arbeiten.
Manuel: Ich kann den Drang der jungen Leute nicht verstehen, einen Betrieb unbedingt allein zu führen. Mit zwei kleinen Kindern daheim finde ich es schön, wenn man sich gegenseitig möglichst lange unterstützen kann. Vermutlich bin ich auch nicht so sehr der Typ ‚Platzhirsch‘ und wir drängen uns da beide nicht in eine Rolle. Friedliches, harmonisches zusammen Arbeiten ist für mich das Schönste überhaupt.
Willy: Ein Studio in dieser Größe lässt sich gar nicht allein managen. Da ist viel zu tun und für jeden was dabei. Es ist gut, wenn immer einer präsent ist, von morgens früh bis abends spät.
Wie hat sich Vorsorge innerhalb der Familie in den letzten Jahrzehnten verändert? Ist die Familie als Vorsorge-Institution noch zeitgemäß?
Manuel: Auf die Kinder zu setzen, um im Alter vorgesorgt zu sein, ist als Fokus sicherlich etwas überholt. Doch der Vorsorgegedanke innerhalb der Familie ist ja immer präsent. Bei uns ist das Geld des Vaters in den Betrieb geflossen. Daher sind wir überzeugt: Wenn wir von einem Wert langfristig profitieren wollen, müssen wir investieren. So sehe ich unsere eigene Arbeitskraft als Vorsorge für die Zukunft.
Willy: Letztlich investiert jedes Mitglied in die eigene Vorsorge. Wenn wir uns fit und gesund erhalten, profitieren natürlich unsere Gesundheit, unsere Mobilität und damit auch unsere Leistungsfähigkeit.
Manuel: Jeder sollte schauen, dass er nicht nur finanziell, sondern auch gesundheitlich abgesichert ist. In körperlicher, geistiger und mentaler Hinsicht auf sich achten und fit bleiben wird immer wichtiger. Auch älteren Menschen versuchen wir ganz individuell für ein ausgewogenes Training zu motivieren, was mit altersbedingten muskulären und sonstigen Beeinträchtigungen sicher nicht immer einfach, aber elementar wichtig ist. Sich selbst zu besiegen ist in jedem Alter das größte Thema. Besser ist es daher, ein kleines Zwicken zu überwinden und dafür Gesundheit, Stabilität und Muskulatur sowie geistige Fitness und möglichst viel Selbständigkeit bis ins hohe Alter zu erhalten.
Wie stellst Du Dir das „ganz ruhige“ Leben im Alter vor?
Willy: Das ist für mich unvorstellbar. Ich denke, sie werden mich hier raustragen (lacht). Ich werde immer weitermachen, bis es nicht mehr geht. So lange ich noch so fit bin und so lange ich meine Leute in den Kursen zum Schwitzen bringe, ist das im Augenblick für mich nicht absehbar. Das ist ein Geschenk, für das ich sehr dankbar bin, ebenso wie für viele schöne Momente beim Sport. Unvergesslich ist für mich auch Arnold Schwarzenegger geblieben, mit ich vor vielen Jahren mal zusammen Bizeps trainieren durfte. Damals arbeitete ich in einem Hotel in Stuttgart und Schwarzenegger war Olympiasieger im Gewichtheben, bevor er dann nach Amerika ging.
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