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Der IVD steht für politisches Engagement, Marktkenntnisse sowie aktuelle, spezifische Berichte und Untersuchungen. In den Geschäftsstellen werden spartenspezifische Fachausschüsse und -veranstaltungen sowie die Marktforschungsaktivitäten koordiniert. Welche Vorteile nutzen Ihre Mitglieder für Ihre Tätigkeit als Immobiliendienstleister in ihrer Region und was sind die Besonderheiten der IVD-Marktuntersuchungen im Vergleich zu anderen Anbietern im Bereich der privaten und gewerblichen Immobilienwirtschaft?
Das IVD Institut kann auf einen beachtlichen Umfang von Primärdaten über den Immobilienmarkt zurückgreifen. Das Beachtliche an den IVD-Daten ist, dass hier seit 55 Jahren Immobilienmarktforschung gemacht wird und es Datenreihen gibt die bis in die frühen Anfänge der Tätigkeit zurückreichen. Bei den Marktforschungsaktivitäten kann sich das IVD-Institut auf ein umfangreiches, originäres Datenmaterial stützen, das in Süddeutschland von rd. 260 Marktberichterstattern mit Hilfe standardisierter Fragebögen erfasst wird. Das dichte Netz aus IVD-Marktberichterstattern in Bayern und Baden-Württemberg bildet eine qualitativ gute Basis für statistische Auswertungen. Ergänzt werden diese Datenbestände durch vielfältige Sekundärdaten statistischer Ämter, die zur inhaltlichen Abrundung und zum Abgleich verwendet werden. All diese Daten bilden für unsere Mitglieder sowie für die Medien und die breite Öffentlichkeit fundierte, wertvolle Orientierungsgrundlagen.
Nach vielen Jahren steigender Preise sind Häuser und Wohnungen auch in begehrten Regionen wieder deutlich preiswerter zu erwerben. Gleichzeitig bremsen hohe Zinsen, Kosten und Auflagen den Immobilienmarkt. Woran sollten sich Interessenten und Käufer orientieren, um den eigenen Markt zu beurteilen?
Die allgemein rückläufige Nachfrage nach Wohnimmobilien und sinkende Kaufpreise könnten den Markteinstieg für Käufer erleichtern. Stattdessen machen die Kombination aus Kosten, Preisen und Zinsen die eigene Immobilie für immer mehr Käufer unerschwinglich und lässt sie auf den Mietwohnungsmarkt ausweichen.
Wie sehen Sie als Verband die Situation und wann rechnen Sie mit Aufbruchstimmung am Wohneigentumsmarkt?
Die Immobilienmärkte in Bayern verzeichnen zwar eine leichte Erholung, jedoch ist die Nachfrage im Herbst 2024 deutlich geringer als vor dem Zinsanstieg. Potenzielle Käufer zeigen nach wie vor Zurückhaltung und wägen ihre Kaufentscheidungen sorgfältig ab, nicht zuletzt aufgrund der hohen allgemeinen Lebenshaltungskosten und unsicheren wirtschaftlichen Aussichten. Nichtsdestotrotz greifen immer mehr Kaufinteressenten bei geeigneten Preisen zu: Die steigenden Immobilienumsätze sowie die zunehmende Anzahl von Immobilienfinanzierungen bestätigen diese Tendenz. Insofern sollten Kaufinteressenten nicht mehr allzu lange auf sinkende Preise hin pokern. In ein oder zwei Jahren werden wir vielerorts wieder über steigende Preise reden.
Immer wieder wird untersucht, unter welchen Umständen Mieten oder Kaufen günstiger ist. So war etwa im Frühjahr Mieten in rund 90 Prozent aller deutschen Wohnorte günstiger als Kaufen, wie Untersuchungen gezeigt haben. Was spricht für Sie dennoch für den Eigentumserwerb?
Durch den heftigen Zinsanstieg in 2020/2021 kam es zu erheblichen Preisrückgängen. Seit dem Jahreswechsel 2023/2024 nehmen die Zeichen für eine leichte Erholung am Kaufimmobilienmarkt zu. Aufgrund der leicht gesunkenen Bauzinsen ist eine etwas zunehmende Nachfrage am Kaufmarkt wahrnehmbar. Nach teilweise starken Preisrückgängen in den vergangenen Monaten stabilisieren sich nun auch die Kaufpreise sukzessive. Die Konsolidierungs- bzw. Preisfindungsphase ist jedoch noch nicht überall abgeschlossen. Die Preisrückgänge, gesunkene Zinsen und die bessere Objektauswahl sprechen für einen Eigentumserwerb
Welche Argumente sehen Sie bzw. für wen eignet sich der Kauf von Bestandsimmobilien?
Bestandsimmobilien helfen in hochpreisigen Märkten beim Immobilienerwerb. Wichtig ist hier allerding speziell auch den energetischen Zustand genau zu hinterfragen; ist dieser schlecht hat man vielfach nichts gespart.
Wie ist die Entwicklung auf den Mietmärkten?
Während sich die Kaufpreise für Wohnimmobilien aufgrund der Zinserhöhung, gestiegener Inflation sowie staatlicher Eingriffe im Rahmen des Gebäudeenergiegesetzes seit Ende 2022 rückläufig entwickeln, nahm die Dynamik – sowohl in Bezug auf die Nachfrage als auch Preisentwicklung – auf dem Mietmarkt zu. Die traditionell hohe Nachfrage in den bayerischen Groß- und Mittelstädten wurde nach der Trendwende zusätzlich seitens der Interessenten, die auf den Eigenheimkauf verzichten und auf den Mietmarkt ausweichen mussten, deutlich verstärkt. Mit Blick auf die stockende Neubautätigkeit und das hohe Bevölkerungswachstum dürfte sich die angespannte Situation auf den Mietmärkten vieler Städte in den kommenden Jahren kaum verbessern. Es braucht jetzt eine engagierte Wohnungspolitik von Bund und Land, um durch substantiellen Neubau von Wohnungen die Situation am Mietmarkt zu entspannen.
Mehr Infos: www.ivd-sued.net
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