Das Superjahr (2)

Aktien und Aktienfonds bieten perfekte Möglichkeiten für die finanzielle Altersvorsorge: Das Experten-Gespräch über Phänomene im Corona-Jahr, einfache Börsenregeln und geeignete Wege für private Investoren.

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Wie geht es weiter mit Aktien und Aktienfonds? Die Fortsetzung des Gespräches mit Volker Britt, unabhängiger Kapitalanlage-Experte und Geschäftsführer der HonorarKonzept GmbH in Göttingen. Britt gibt Tipps und Ratschläge für Aktienliebhaber sowie nachvollziehbare Strategien für das eigene Depot.

Viele glauben, wir steuern auf ein besonderes Aktienjahr zu. Wie sehen Sie die vermehrten Börsengänge in diesem Jahr?  

Im aktuellen Umfeld hoher Kurse ist die Refinanzierung an der Börse für Start-up-Unternehmen attraktiv und typisch. Das allein ist jedoch kein Indikator dafür, ob es sich um ein ‚gutes‘ Aktienjahr handelt – auch wenn sich die Kursverluste in den vergangenen Jahrzehnten immer wieder erholt haben. Starke Kursrückgänge, wie auch im März 2020 anlässlich der Corona-Krise, kommen immer unvermittelt und sind schockierend für Anleger. Daher gilt umso mehr die pauschale Warnung, dass sich bei Aktien das Risiko plötzlicher Kursverluste niemals ausschließen lässt.

Ist das der Grund, weswegen deutsche Anleger noch immer  verhalten in Aktien investieren?

Der Respekt vor dem Börsengeschehen und den nicht planbaren Kursverlusten einzelner Aktien lässt viele Anleger verhalten investieren. Gleichzeitig ist die Konzentration auf Einzeltitel groß, obwohl sich das Risiko von konkreten Kursverlusten tatsächlich nur über breit gestreute Aktienkäufe abmildern lässt. Ein plakatives Beispiel ist die Aktie der insolventen Wirecard AG: Im Juni 2020 stürzte die Aktie um mehr als 60 Prozent ab. Der DAX, in dem der Zahlungsdienstleister als eines von 30 deutschen Unternehmen vertreten war, sackte gleichzeitig lediglich um zwei Prozent ab. Hätte der Anleger sein Aktieninvestment weltweit gestreut, wäre der Rückgang deutlicher kleiner gewesen. Mit Blick auf das generelle und spezielle Verlustrisiko bei Aktien sollten sich Anleger grundsätzlich fragen, wieviel Rückgang sie ganz konkret vertragen können.

Im Internet wimmelt es von selbsternannten Börsengurus. Woran erkennen Aktienkäufer kompetente, seriöse Experten?

Seriös sind für mich Experten, die zugeben, dass es nicht möglich ist, die ‚besten‘ Aktien zu finden. Entscheidend ist, den für den jeweiligen Anleger passenden Aktienanteil in Kombination mit risikofreien Anlagen zu ermitteln, diesen Anteil –wie gesagt- weltweit zu streuen und auf niedrige Produktkosten zu achten. In schwierigen Börsenzeiten helfen gute Beratern ihren Kunden, die eigenen Emotionen zu kontrollieren, Kursverluste zu akzeptieren und unwirtschaftliche Transaktionen zu vermeiden. Ein Abschwung im eigens definierten Anlagekorridor ist für Anleger vorhersehbar und daher auszuhalten.

(Weiterlesen >Das Superjahr 1)

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