Arien im Blut

Aktiv für das Alter vorsorgen und die Zukunft mit Power genießen: Hildegard ‚Hildi‘ Peters-Schöffenthaler verbringt ihren sportlichen Ruhestand in den Bergen und bei den Pferden.


51 KW 20


Bis vor kurzem war Hildegard Peters-Schöfthaler noch täglich am Pferdehof der Familie Schwinghammer in Ohlstadt anzutreffen. „Lupo ist meine große Liebe“, schmunzelt ‚Hildi‘, wie sie seit einigen Jahren von ihren Reiterfreunden genannt wird, „Zwischenzeitlich fahre ich alle zwei Tage, das genügt. Lupo ist jeden Tag mit seiner Herde auf der Koppel oder dem Paddock und hat ja schließlich mit seinen 25 Jahren auch schon ein stattliches Pferdealter.“

Bis vor wenigen Jahren waren Arien in russischer, italienischer und französischer Sprache ihr tägliches Brot: Insgesamt 30 Jahre war die aparte 77-Jährige als 1. Altistin an der Bayerischen Staatsoper engagiert. Zudem verbrachte die examinierte Opernsängerin mit ihrem Ensemble viel Zeit im Ausland: „Im Laufe der Jahre waren es knapp 35 Opern, die ich auswendig lernen musste. Zudem war ich dreimal fünf Wochen in Japan, darüber hinaus sehr häufig auch in Italien. Im Petersdom sangen wir sogar einmal für Papst Johannes Paul II.“

Harte Bretter

Das war eine schöne, aber auch anstrengende Zeit. „Mit schweren Gewändern und Perücke stundenlang auf schräger Bühne zu stehend und die Figuren mit Leidenschaft zu füllen, ist auch körperlich sehr anstrengend.“ Die 1,68 Meter große, zierliche Frau lächelt bei der Erinnerung an. „Heute lebe ich mein Leben zusammen mit meiner Familie, meinen Freunden und meinem Pferde-Oldie in meiner geliebten Wahlheimat in Oberbayern, weit weg von der Bühne.“

Dabei sah es um die sportliche Zukunft der ehemaligen Operndiva gar nicht gut aus. Nur um Haaresbreite bewältigte sie ohne größere Blessuren ihren schweren Reitunfall mit Anfang 50: „Mit meinem ersten Pferd hatte ich einen schweren Sturz im Gelände, der mich für Monate außer Gefecht setzte.“ Mit Verdacht auf Querschnittlähmung kam die Sängerin zunächst ins Krankenhaus nach Seefeld (Tirol), dann nach München, anschließend wieder nach Seefeld.

„Das war schlimm, aber dann brachten sie mir mein Pferd Marcello auf einem Anhänger zum Krankenhaus und aller Schmerz war vergessen“, erinnert sich die gebürtige Rheinländerin mit einem Lächeln. ‚Hildi‘ lernte wieder laufen. Und ließ sich auf ihr Pferd heben. „Wenn ich Angst verspürt hätte, wäre ich sofort wieder abgestiegen und hätte für immer aufgehört. Dem war Gottlob nicht so. Elf schöne Jahre hatten Marcello und ich noch zusammen. Sieben Jahre später kam Lupo.“

Leben mit Musik

Auch die Musik blieb in den Genen der Garmisch-Partenkirchnerin fest verankert. Bis heute musizierte die sportliche Seniorin in der 120-Quadratmeter großen Altbau-Wohnung am Garmischer- Mohrenplatz, später im wöchentlichen Chor der Garmischer St. Martin-Kirche. Auch Auftritte als Solistin gehören noch zum Repertoire, zu besonderen Anlässen gibt es beispielsweise die ‚Messa di Gloria‘ von Puccini oder die Pastoralmesse von Karl Kempter an Weihnachten.

Singen ist für die ehemalige Altistin nach wie vor große Leidenschaft, denn ein Leben ohne Musik ist für sie unvorstellbar: „Leider ist mein Mann Wolfgang vor fast zwei Jahren verstorben, was mich bis heute unendlich traurig macht. Das tägliche Üben mit ihm an der Orgel hatte uns beiden viel Freude gemacht, das ist nun heute leider nicht mehr möglich. Trotzdem ist die Liebe zur Musik geblieben. Ebenso wie die Liebe zu den Bergen, die ich nicht mehr missen möchte.“ So verbringt die attraktive Rentnerin trotz ihres schweren Unfalls mit Schädelbasisbruch vor gut einem Jahr so oft wie möglich mit Freunden und Wandergruppen aus dem Alpenverein ausgewählte Bergtouren. Erst kürzlich ging es für fünf Tage nach Südtirol.

Vorsorge hilft

Ihr schönes Leben weiß Hildgard Peters-Schöfthaler nach vielen Jahren harter Arbeit auf der Bühne sehr zu schätzen: „Eine angemessene finanzielle Vorsorge war daher für mich neben dem Leben in der Oper stets elementar. Glücklicherweise verfüge ich über eine passable Pension, die mir mein Auskommen hier in der Region zusammen mit meinen Hobbies ermöglicht. Viele Künstler verfügen im Alter leider nicht über das notwendige finanzielle Polster, ihren Lebensunterhalt wie zur Zeit des aktiven Berufslebens halbwegs angenehm zu gestalten. Für mich war das immer ein sehr wichtiges Thema.“

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